15 MUNDTOT
SJ wirft die Decke, Velum, von sich, läuft (katzengleich) zur Tür,
lauscht,
läuft zum Fenster,
hüpft hoch,
läuft zur Tür,
lauscht,
geht langsam zum Tisch zurück, richtet den Tisch auf,
stellt ihn hochkant, die Tischplatte eine Wand,, stellt den Stuhl vor diese Tischwand,
setzt sich auf den Stuhl,
zeichnet mit dem Daumen ein Kreuz auf die Stirn, zieht den Hosengürtel aus den Schlaufen,
legt sich den Gürtel um die Stirn, Schnalle nach hinten,
zieht zu,
sitzt aufrecht, die Hände auf den Knien. Elektrischer Stuhl.
Spricht:
Was hinter dieser Stirn alles vor sich gegangen ist, Mutter,
seit Kind, mein geheimster, sicherster Ort, Bett und Ginsterversteck
sind ein Glashaus dagegen!
Was hinter dieser Stirn immer noch vor sich geht, O Gott!,
der du in die verborgensten Winkel siehst, jeden auch noch so
geheimen Gedanken kennst, du weißt, was hinter dieser Stirn,
in diesem Kopf alles Platz hat! Himmelschreiend sind
meine Sünden, Tod und ewige Höllenpein habe ich dafür verdient!
Mein Jesus, Barmherzigkeit!
SJ erhebt sich,
lockert den Gürtel,
legt ihn sich über die Augen,
Schnalle nach hinten, Augenbinde,
zieht zu.
Steht aufrecht.
Exekution.
Spricht:
Reiß es aus, wenn es dir zum Ärgernis wird, reiß sie heraus,
diese Augen, Mutter, diese Augen, was sie gesehen haben, Bilder, von denen du dir keine Vorstellung machen kannst, tausendmal Splitter im Aug, Balken!, nein, ausreißen, was hätte das genützt, was würde das nützen, sie sind da,
diese Bilder, schrecklich, entsetzlich, Bilder, die nicht verblassen,
sondern stärker werden von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht vor allem, O Gott!, warum, warum hast du das zugelassen! Ein Blick, ein einziger Blick, es war nur ein Blick,
ein Blick voller Liebe, Liebe! Warum? Sie waren unschuldig, Kinder!
Sie hatten noch nichts erlebt, sie hatten das Leben noch vor sich! Ein Blick, mein Blick! Es war mein Blick, der ihnen den Tod gebracht hat.
Ich war schuld, schuld! Ich hatte den Tod verdient, das Feuer!
SJ schreit:
Das Feuer! Feuer! Ins ewige Feuer!
Leise:
Mein Jesus, Barmherzigkeit!
SJ lockert den Gürtel,
legt ihn über das Kinn,
Schnalle nach vorn, eine Lederzunge,
zeichnet mit dem Daumen ein Kreuz auf den Mund,
kniet sich auf den Boden,
spricht:
Sprachrohr des Herrn, Verkünder des Wortes Gottes, Mutter,
nicht nur Heiliges ist aus diesem Mund gekommen, auch Schmeicheleien, schlechte Worte, Unrechtes, Flüche, Böses, Lügelüge, und was dieser Mund schon geschrieen hat, O Gott, was dieser Mund schon hat schreien müssen,
dieses Schreien, immer wieder schreien, schreien,
es will nicht aufhören!
SJ reißt den Mund weit auf, legt sich den Gürtel in den weitgeöffneten
Mund, Schnalle nach vorn, Lederzunge,
zieht langsam zu, während er sagt:
Mein Jesus, Barmherzigkeit!
SJ hat den Gürtel jetzt soweit festgezogen, dass ein Sprechen unmöglich ist: Maulsperre.
arbeitet als Posaunist, Komponist+Arrangeur .
leitet
verschiedene Ensembles und Musikprojekte von Solo bis Big Band, die sich zwischen modernem Jazz, freier Improvisation und Neuer Musik bis hin zu experimenteller Rock, Funk und Popmusik bewegen....more
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