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Modern Chamber Trio - N​ä​chtens

by Modern Chambers Trio

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1.
NACHT UND NEBEL November Nacht und Nebel drückt sich ums Haus im Bett flach liegen schier der Tod Luft! Luft! und aufgesetzt und hilft doch nicht der Atemnot zum Fenster auf! der Nebel schiebt hinein zu! in die Küche dort das Wasser kocht im Topf Salbei hinein geblättert Dampf darüber jetzt den müden Kopf dann lang und tief der Atemzug Luft! Luft! geholt er macht die Lunge weit November Nacht löst sich der Krampf
2.
IM NEUEN HAUS Im neuen Haus die Eltern aus gegangen auch die Schwester ich allein im neuen Haus noch klein „schon groß genug doch doch“ Stockdunkelheit das Haus fängt an zu leben Herr Störtebecker Kopf unterm Arm ächzt er die Treppe hoch kommt mich zu seiner Mannschaft holen über mir im Dachgebälk wispert die Alte Wetterhexe Essigatem Spinnenfinger vom Wandschrank klopft der Totenwurm Holländermichels Sarg klappt auf der Stundenschlag vom Glockenturm halt jetzt die Luft an jetzt ja jetzt dann schreien schrei so laut du kannst ich kann es kann es nicht kein Ton aus meinem Mund der Atem stockt bin ich scheints tot vor Angst
3.
KUR Das Meer du hörst es atmet schwer das Meer wies mit sich spricht im Schlafsaal brennt noch Licht die Notbeleuchtung ist noch an zur Sicherheit der Weg zum Flur du hörst ein Stöhnen Röcheln dann und wann aus einem der zwölf Betten Salzluft die Insel meerumschlungen Jodgehalt Geruch nach Tang der Strandlauf täglich die zwölf Jungen hierher verschickt die Atemnot Erholung für die kranken Lungen das Meer du hörst es atmet schwer es keucht und stöhnt wies schreit du hörst das ist nicht mehr das Meer es ist im Film in einem Lazarett hinter der Front die schweren Fälle hoffnungslos von Bett zu Bett das Schreien jetzt so hart so laut Filmriss helles Licht die Krankenschwester steht an einem Bett beruhigend spricht sie auf den Jungen ein der hält sie fester und keucht und stöhnt und atmet schwer es ist du hörst kaum noch das Meer
4.
LIEBESWIESE Nachtwanderung den Bach entlang bis zu dem Alten Mühlen Grund der Freund mein Bruder Shatterhand legt mir den Finger auf den Mund anschleichen durch das hohe Gras von wo ein seltsames gepresstes Stöhnen kommt in Schlangenart Indianerspaß und da ganz nah vor uns zwei Schatten die sich bewegen auf und ab der eine würgt der andere stöhnt in Todesangst wir müssen müssen etwas machen schon will ich vorwärts stürzen da hält Old Shatterhand mich fest zurück wir schleichen Schlangenart zum Bach dort bricht der Freund in Lachen aus erklärt mir alles Stück für Stück
5.
MANHATTAN ALP Ein Mühlstein schwer ein jeder Atmer Manhattan Hitze Sommernacht und kaum noch Luft und aufgewacht die Augen weit der Mund die eine Hand hält ihn verschlossen die andre drückt mir auf den Hals den Atem ab auf meiner Brust ein schwarzer Mann ein Mühlstein schwer mich nicht bewegen lieg ich toten starr und höre wie er sagt das Geld wo ist das Geld ich will das Geld sonst nichts von dir ich gebe mit den Augen Wink dass neben mir dort auf dem Stuhl die Tasche steht in der das Geld zu finden wär die Hand von meiner Kehle geht zur Tasche öffnet sie ein Griff der Schlag ich wache auf schon heller Tag Manhattan Sommerhitze heiß das Fenster offen Tasche offen ist was ich weiß
6.
DER KATZENMANN Nachts wieder unterwegs die Stadt mit anderen Geräuschen und Gerüchen hat vielmehr auch andere Lebewesen als tags die Luft mit einem unsichtbaren Besen rein gefegt zieht durch die Straßen ein Labsal für geplagte Atemwesen wie mich die in vier Wänden fast ersticken und so auf diesem Weg die Stadt entdecken ich drehe meine Runden kenne alle Ecken wo bunte Hunde und die Katzen sich verstecken und treffe dort den Katzenmann nur nachts kann man ihn treffen die Menschen gehen mich nichts an ich kenne sie zu gut zu gut sagt er sie interessieren mich nicht mehr und stellt zwei große Taschen hin und nickt dass ich wie meine Katzen bin tags schlafen und nachts unterwegs macht mich zu einem Sonderling was macht s es kratzt mich nicht nimmt kleine Teller füllt sie stellt sie bei der Ecklaterne unters Licht und pfeift ein hohen Ton mein Geld ist alles nur für meine wilden Katzen was kümmert mich der Rest der Welt
7.
SCHUTZ UND SCHIRM Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir oh heilige Gottes Gebärerin verschmähe nicht unser Gebet in diesen unseren Nöten wir halten uns aufrecht wir knien uns nicht auf den Boden hin wir stehen um das Krankenbett ich höre uns noch beten ununterbrochen keine Atempause beten wir Vater Mutter Bruder Bruder und ihr Mann Schwesters Hand fest in der seinen sehe ich zum ersten mal den Vater weinen vor Tagen schon am Telefon hab ich gehört er schluckt mein Sohn deine Schwester er bricht ab hat keine Stimme mehr Pause Schluchzen dann die Mutter sagt ganz ruhig und mit fester Stimme zittert nicht nein deine Schwester keine Hoffnung mehr sie stirbt die Tage dann im Krankenhaus der Schwester in die Augen schauen ihr Blick sucht fragt wem soll sie trauen flüstert sie mir zu wenn ich wüsste dass ich morgen sterben müsste würde ich wahnsinnig werden augenblicklich hier stehen wir um ihr Sterbebett und beten in diesen unseren Nöten und ich weiß sie weiß die Augen groß betet mit und jedes Wort ein Atemstoß und dann beten wir allein
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Alfred Gulden Der Sonnen/Blumen/Kerne/Spucke 1. Da gibt es eine große Stadt, die hat einen Häuserblock, der hat einen Hinterhof, da wächst eine Sonnenblume an der Wand. 2. Und in dieser großen Stadt, mitten in dem Häuserblock, unten auf dem Hinterhof sitzt ein kleiner Junge. Der heißt Andreas. 3. Es ist Ferienzeit. Heiß ist es. Alle sind sie weggefahren. Nur Andreas ist allein. Er langweilt sich. 4. Plötzlich schaut er zu der Sonnenblume auf. Die Sonnenblume strahlt. Wie schön sie ist, denkt er sich laut und stellt sich neben sie. 5. Wie groß sie ist! Doppelt so groß wie ich und noch viel größer! Wie die gewachsen ist aus dem kleinen Sonnenblumenkern! 6. Andreas fasst sie an dem Stängel und biegt sie zu sich ab, ganz vorsichtig, damit sie ihm nicht bricht, biegt er sie. 7. Er beugt sich über sie und schaut sie an. So wie die Sonne, wirklich, so wie die Sonne, denkt er sich. 8. Dann pickt er mit der einen Hand sich einen Sonnenblumenkern und steckt ihn in den Mund und kaut und kaut: Iiiiii! spuckt ihn dann aus. 9. Da! Plötzlich - er erschrickt: Wo er den Sonnenblumenkern hin ausgespuckt hat, sieht er ein großes Loch, ein großes Loch im Boden. 10. Erschrocken lässt er die Sonnenblume los. Die schnellt zurück. Andreas kniet sich hin, schaut in das Loch und ruft: Hallo! Hallo 11. Hallooo! Klingt es von unten. Mensch, muss das tief sein, denkt Andreas sich, unheimlich tief, und sucht sich einen Stein. 12. Den lässt er fallen in das Loch. Der fällt und fällt. „Mensch, muss das tief sein“ sagt Andreas laut und schaut ihm nach. 13. Da sieht er eine Leiter, die nach unten führt. Da steig ich runter, denkt er sich, das muss ich sehn! 14. Er steigt nach unten auf der Leiter. Da sieht er plötzlich Licht. Da ist ein Gang. Andreas denkt, da geh ich rein, mal sehn! 15. Schon steht er in dem Gang. Da zieht es ihm die Beine weg, er rutscht und rutscht nach unten rasend schnell 16. und schneller geht es und durch Kurven, wie auf der Achterbahn. Doch plötzlich sieht er auf sich zu tausend bunte Lichter kommen. 17. Ein Platz, ein großer Platz mit Lichtern, Lichtern, Lichtern von überall in allen Farben strahlen sie und wechseln ständig ihre Farben. 18. Da wachsen Lichter von der Decke spitze, kurze, lange, runde. Und Lichter wachsen aus dem Boden: Röhren, Blasen, Zacken, Beulen, so sehn sie aus. 19. Andreas steht und schaut. Soviel auf einmal! Er schließt die Augen, atmet tief, dann öffnet er die Augen wieder. 20. Da vorne, was ist das? Die Straße färbt sich um, die Straßendecke leuchtet in bunten Lichterpflastersteinen, ein Fleckerlteppich nur aus Lichtern! 21. Und da: ein Park aus Lichterbäumen, die Blätter strahlen bunt, sogar die Blumen haben Lichter - Kerzen, brennen. 22. Und Vögel wie aus Glas, durchsichtig fast, die hüpfen auf den Ästen, fliegen fort. Und Käfer, Würmer, leuchtend, kriechen schnell davon. 23. Andreas steht und schaut. Zuviel auf einmal! Wo er den Kopf hin dreht, zeigt sich ihm neues – irr! 24. Jetzt hinter ihm – er dreht sich um - da stehen zwei, das sind doch, sind doch Menschen! Ja, so sehn sie aus. 25. Auch sie wie Glas, durchsichtig fast. Die scheinen sich zu unterhalten. Aber wie! Das muss ich sehn! 26. Dem einen läuft der Kopf rot an, dem anderen die Ohren. Dann wird der eine weiß wie Kalk, der andere grasgrün. Jetzt sind sie beide kornfeldgelb! 27. Das alles wechselt schnell und unaufhörlich. Jetzt strahlt die Nase von dem einen blau, der andere hat schwarze Hände. Auf einmal sind sie beide rosa! 28. Und dann, dann kommen Blasen aus dem Mund des einen und aus dem Mund des anderen auch: mal rot, mal blau, mal gelb, mal grün, mal violett, gemischte 29. und steigen hoch und treffen sich und platzen leicht, ganz leicht, kein Ton, ja, überhaupt kein Ton! Andreas horcht: 30. Doch! Ein tiefer Ton, ein Summen, Brummen wie von einer dicken Fliege, die ganze Zeit schon so von überall ununterbrochen. 31. Und jetzt ein hoher Ton, ein Sirren. Andreas folgt dem Ton. Da sieht er Lichter-Bälle fliegen zwischen Kindern. 32. Kinder- auch sie wie die Erwachsenen- scheinbar aus Glas, durchsichtig jedenfalls, spielen mit Lichter-Bällen in dem Park. 33. Die Bälle leuchten bunt in allen Farben auf bei ihrem Flug von einer Hand zur anderen und sirren so. 34. Andreas steht geblendet. Ein Licht, ein helles Licht von überall macht alles weiß, so weiß, dass er die Augen schließen muss für eine Weile. 35. Ganz vorsichtig, geblinzelt, öffnet er die Augen wieder und erschrickt: dunkel ist es, nichts mehr zu sehen, stockdunkel! 36. Andreas strengt die Augen an. Vergeblich. Dunkel ist und bleibt es. Was tun? Andreas überlegt. 37. Doch da auf einmal sieht er einen Lichtstrahl, regenbogenfarben, der führt nach oben. Mal probieren, denkt Andreas 38. und setzt sich auf den Lichtstrahl. Siehe da! Das geht ja wie der Blitz, blitzschnell! Andreas fährt auf ihm nach oben! 39. Schon ist er wieder in dem Schacht. „Da ist ja auch die Leiter“, sagt er und steigt nach unten, weiter nach unten. Da hört er etwas: das kommt aus einem anderen Gang. 40. Da muss ich rein! Mal hören! Vorsichtig tastet er sich in den Gang, dass er nicht ausrutscht, passt er auf. 41. Ganz wenig Licht, fast dunkel ist es. So grau-grün, blau-schwarz sieht das alles aus in diesem Gang. 42. Andreas zuckt zusammen. Was war das? Tritt dann ganz leise, leise auf. Schon wieder! Er bleibt stehen. 43. Nichts. Nur aus der Ferne das Geräusch. Schon geht er weiter. Da! Der Ton! 44. Kaum macht er einen Schritt, kaum tritt er auf, schon hört er Töne! Von unter seinen Füssen kommen sie. 45. Jetzt, fast wäre er gestolpert. Das sind ja Balken, quer, wie bei den Schienen bei der Eisenbahn, denkt sich Andreas laut. 46. Und jeder Schritt gibt einen Ton. Ich gehe über ein Klavier, über die Tasten, sagt Andreas und er beginnt zu hüpfen: vorwärts, hoch, auch rückwärts. 47. Das klingt! Mit meinen Füssen mache ich Musik, freut sich Andreas, und er hüpft weiter, bis er in eine riesen-große Höhle kommt. 48. Andreas schaut und schaut, strengt seine Augen an, soweit er sehen kann, sieht er nur Hügel, Hügel, grau-grün, schwarz-blaue auch. 49. Auf einem Hügel stehen Stangen, Rohre, dicke, dünne, breite, schmale, hohe, kurze, und Löcher haben sie. Was soll denn das sein?, denkt Andreas sich. 50. Auf einem anderen Hügel wachsen Bäume. Komische Blätter haben die, die schauen aus wie, wie Glöckchen, Schellen, Rasseln und schimmern silbrig. 51 Das ist doch - eine Windmühle, auf diesem Hügel da! Die großen Flügelblätter stehen still. Ein Kreuz, so sehn sie aus. 52. Rund um den Hügel, auf dem die Mühle steht, da läuft ein Zaun mit vielen Drähten silbernen und goldenen. 53. Wo ist denn das Geräusch? Ich hab das doch gehört! Vorhin. Von weitem schon. Wo bleibt es nur? Es muss doch da sein! 54. Kaum hat Andreas das gesagt, da fährt ein Windstoß über seinen Kopf. Und was für einer! Das ist schon starker Sturm! Die Haare zaust er ihm. 55. Und da auf einmal: es läutet, klingelt, rasselt, es knarzt, es rumpelt, dröhnt, es pfeift, es brummt, es summt, es orgelt, zirpt und schallt. 56. Der Wind pfeift durch die Rohre, rüttelt an den Schellenbäumen und lässt die Glöckchen läuten, dreht die Flügelblätter knarzend und macht die Drähte an den Zäunen singen. 57. Musik! Musik! Andreas hüpft und springt, klatscht in die Hände, schreit und ruft und singt: „Musik! Musik!“ 58. Auf einmal ist es still, mucksmäuschenstill. Nur noch Andreas klatscht und springt und singt. Erschrocken hält er inne. Was ist los? 59. Der Wind hat aufgehört. Andreas schaut sich um. Auf einem Hügel sieht er wie Scherenschnitte, Schattenrisse - so sehen Menschen aus! 60. Andreas hört sie sich bewegen: der eine schnalzt und pfeift, der andere schnipst mit den Fingern, der dritte klopft und stampft, der vierte zischt und ächzt. 61. Jetzt wechselt es: jetzt stampft und klopft der eine, der andere, der zischt und ächzt, der dritte schnalzt und pfeift, der vierte schnipst mit seinen Fingern. 62. Das Zischen, Pfeifen, Schnipsen, Schnalzen, Klopfen, Stampfen, Ächzen wird jetzt schneller, lauter. Auch die Bewegungen: sie tanzen! Andreas steht und staunt. 63. Dann lacht er laut. Auf einen Schlag verstummen die auf dem Hügel oben, stehen starr . Unheimlich, denkt Andreas. 64. Nur weg von hier! Er dreht sich um und läuft über den Tastenweg zurück so schnell er kann den Gang hindurch bis zu dem Schacht. 65. Endlich, was für ein Glück: die Leiter! Andreas überlegt: nach oben wieder oder weiter runter? Hm! Von unten riecht es aber gut! 66. Er fasst sich Mut. Und außerdem: Andreas hat jetzt Hunger, und der Geruch von unten: da gibt es was zu essen! 67. Und der Geruch! Ein Duft, je näher er dem kommt: Zimtplätzchen, Erdbeermarmelade, Vanillepudding, Himbeerbonbons riechen so. 68. Da: ein Gang! Nur schnell hinein! Andreas läuft das Wasser schon im Mund zusammen! Der Hunger macht ihm Beine! Hm! Wie gut das riecht! 69. Andreas zieht den Duft tief ein. Er schmeckt schon all die guten Sachen. Aber: was er jetzt sieht, verschlägt ihm doch die Stimme! 7o. Auf einer großen, grünen Wiese wachsen Spaghettihecken um einen Ketchupteich! Pommes-frites, Pommes-frites, Pommes-frites Holz- stapelweise aufgeschichtet ! 71. Und knallbunte Gummibonbonblumen wachsen rechts und links von einem Zuckerweg. Lakritzestangen haben Sahnemützen auf, Kaugummibäume biegen sich, so viele Kugeln hängen dran! 72. Hoch oben ziehen Zuckerwattewolken über einem Tortenhochhaus, noch im Bau. Der Bauzaun ist aus Schokoladeriegeln, und der Zement ist Marzipan. 73. Und Bäche fließen durch die Wiese: Milchmixgetränke: Vanille, Erdbeer, Ananas, Banane, Himbeer, Schokolade! Rotweiß gestreift das Trinkhalmschilf. 74. „Schlaraffenland! Das ist ja das Schlaraffenland! Dass es das gibt! Dass es das wirklich gibt!“ ruft Andreas laut und 75. stürzt sich voll hinein ins Essen, nascht hier nascht da, trinkt auch dazwischen, bis er nicht mehr kann und satt ist, satt... 76. und müde... Andreas sucht sich einen Platz zum ausruhn: “Da, da unter dem Kaugummibaum“: sagt er und will sich hinlegen, da sieht er plötzlich: 77. Von weitem so komische Gestalten kommen, die haben spitze, lange Nasen, mit denen riechen sie an allem. Und Zungen, Zungen lang wie Arme, mit denen schlecken sie an allem! 78. Andreas sieht sie näherkommen. „Nur das nicht!“, denkt er. Auf und davon: den Zuckerweg zurückgeschlittert und durch den Gang bis zu der Leiter. 79. „Mensch, bin ich müde!“ sagt Andreas und steigt weiter abwärts, und kommt zu einem Gang, der ist stockdunkel, nichts, aber auch gar nichts ist zu sehen. 8o. Andreas tappt und tastet sich durch den finsteren Gang. „Au!“ Da gibt es Kanten, Ecken, Scharfes, Spitzes... 81. Vorsichtig fühlt sich Andreas vor: „Iiiiiii!“ Das ist ja feucht, so glitschig wie ein Schwamm, ein Waschlappen fühlt das sich an! 82. Schon wieder! Eine Kante, Ecke, zackig sticht sie vor. „Vorsichtig, Vorsicht!“ mahnt Andreas sich. 83. Dann geht es wie durch Schlamm so weich, die Füße sinken ein, und wieder raus ziehn, vorgesetzt, und sinken ein und raus ziehn! Mühselig ist es, hier zu gehen! 84. „Mensch, bin ich müde!“ seufzt Andreas, da! rutscht er aus, will sich wo halten, vergeblich – fällt 85. in eine Mulde, die scheint gepolstert, Moos, samtweich fühlt sie sich an, und warm und trocken liegt Andreas. 86. „Ach, tut das gut! Was bin ich müde“, sagt Andreas noch, dann kuschelt er sich ein und fällt in einen tiefen Schlaf. 87. Doch in seinem Kopf die Bilder, Bilder, Bilder, die laufen alle durcheinander, die geben keine Ruhe. 88. Da schweben Seifenblasen in allen Farben durch den blauen Himmel vorbei an Zuckerwattewolken hinauf zur Sonnenblumensonne 89. und andere zerplatzen auf den Hügeln an den Windorgeln, und andere , die bleiben hängen zwischen den silbernen und goldenen Drähten von den Zäunen. 90. Die vielen Milchmixbäche fließen über die grüne Wiese und laufen ineinander, mischen sich wie Farben auf der Palette eines Malers. 91. Das Tortenhochhaus schmilzt, wird kleiner, der Zuckerguss der bröckelt, bricht, da!: das Tortenhochhaus fällt jetzt auseinander. 92. Und die Lakritzestangen mit den Sahnemützen biegen sich im Wind; der schüttelt auch die Schellenbäume, treibt die Glasvögel vor sich her und rüttelt an den Windmühlenblätter. 93. Da schnalzen, schnipsen, klatschen, klopfen, stampfen, pfeifen die Schattenmenschen und tanzen wild, und mitten unter ihnen werfen die Lichter-Menschen Leuchtbälle in die Höhe. 94. Die Nasenleute die sind auch dabei und reiben sich die Nasen gegenseitig und strecken ihre Zungen raus und schlecken, schlecken, lecken. 95. „Nur das nicht!“ Andreas reibt sich das Gesicht und öffnet schnell die Augen. Da - sieht er neben sich: Myra, den Hund! 96. Der leckt ihm über das Gesicht. „Wo kommst denn du her ?- Und - wo, wo bin ich denn?!“ ruft Andreas laut und schaut sich um. 97. Er sitzt da an der Wand im Hof, und neben sich die Sonnenblume, die strahlt noch immer. „Das Loch! Wo ist das Loch im Boden?“ 98. Andreas gräbt und gräbt vor sich im Hof ein Loch. Mit beiden Händen gräbt er. Der Hund schaut zu, dann hilft auch er. 99. „Da muss ein Loch sein, ein tiefes, tiefes Loch! Und auch die Leiter! Und die vielen Höhlen!“ - Nichts! Nichts da. Soviel er gräbt. 100. Er gibt auf. Nur Myra buddelt noch. „Hör auf, Myra, lass sein!“ Andreas ist todtraurig: Wieso, wieso ist alles weg? 101. Auf einmal kommt ihm die Idee: er fasst die Sonnenblume fest am Stängel und biegt sie zu sich ab, vorsichtig, ganz vorsichtig, damit sie ihm nicht bricht. 102. Dann pickt er mit der einen Hand sich einen Sonnenblumenkern lässt dann die Sonnenblume los, die schnellt zurück, Andreas hat den Sonnenblumenkern. 103. Den spuckt er in das Loch und füllt es wieder auf mit Erde. „Mal sehn, was daraus wird, mal abwarten!“ sagt er und lacht.

about

Modern Chambers Trio

Christof Thewes - trombone
Claudia Hahn - flute
Julien Blondel - cello

track 1-7

Marion Wildegger - Mezzosopran
Angela Schäfer-Lösch - Mezzosopran

track 22

Alfred Gulden - voice

credits

released July 7, 2020

Composition by Christof Thewes
Lyrics (1-7, 22) by Alfred Gulden
recorded,mixed and Mastering by Martin''Schmiddi'Schmidt at Spielraumstudio Heiligenwald
coverart by Christof thewes
glich music LC 85348

license

all rights reserved

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about

Christof Thewes Schiffweiler, Germany

www.christofthewes.de

arbeitet als Posaunist, Komponist+Arrangeur .
leitet verschiedene Ensembles und Musikprojekte von Solo bis Big Band, die sich zwischen modernem Jazz, freier Improvisation und Neuer Musik bis hin zu experimenteller Rock, Funk und Popmusik bewegen. ... more

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